Maggies Plan - Buch und Regie von Rebecca Miller. Kinostart: 4. August 2016 - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 29.07.2016


Maggies Plan - Buch und Regie von Rebecca Miller. Kinostart: 4. August 2016
Helga Egetenmeier

Maggie ist Mitte Dreißig und fühlt sich bereit für ein Kind, doch eine dazu passende Beziehung ist nicht in Sicht. So steigt Rebecca Miller ein in ihre, mit drei großartigen Schauspielerinnen...




...besetzte New York-Komödie. Nach dem Erfolg mit "Pippa Lee", der 2009 außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale lief, war Miller mit Maggies Plan im Panorama der Berlinale 2016 zu sehen.

Starke Frauen vor und hinter der Kamera

Mit Greta Gerwig als Maggie und Julianne Moore als Georgette hat Regisseurin Rebecca Miller für ihre beiden Hauptcharaktere zwei großartige Schauspielerinnen in ihrem auch sonst gut besetzten Cast. Maggie, Mitte Dreißig, mit einer Karriere in der Univerwaltung, will Mutter werden. Georgette, gut zwanzig Jahre älter, erfolgreiche Akademikerin, hat bereits zwei Kinder, und dazu einen Mann, dem sie die Familienarbeit überlässt.

In "Pippa Lee", ihrer letzten Regiearbeit aus dem Jahr 2009, zeichnete Rebecca Miller den Lebensweg einer ungewöhnlichen Frau durch Reflektionen auf deren Vergangenheit nach. In "Maggies Plan" bleibt sie ganz im Heute und lässt die zwei Frauen um ihre alltäglichen Probleme kreisen. So leben Maggie und Georgette durch ihren Beruf, ihre Kinder und ihre FreundInnen im Hier und Jetzt des winterlichen New York.

Mit Greta Gerwig besetzte die Regisseurin einen gefeierten Independent-Star, der 2012 in "Frances Ha" als Hauptdarstellerin brillierte. Aus der unabhängigen Filmbewegung "Mumblecore" kommend, schreibt Gerwig auch Drehbücher und arbeitet als Regisseurin. Zu Julianne Moore, die ihre Vielseitigkeit als Schauspielerin zuletzt in "Freeheld - Jede Liebe ist gleich" und "Still Alice - Mein Leben ohne Gestern" wieder einmal unter Beweis stellte, sei hier nur erwähnt, dass sie bereits als Nebenfigur "Maude" in dem Kultfilm "Big Lebowski" von 1998 eine Schwangerschaft ohne Partner plante.

Die romantische Zweierbeziehung in der Screwball-Komödie

Die Screwball-Komödie hatte ihren Höhepunkt in der 30er und 40er Jahren mit Regisseuren wie Howard Hawks und Filmen wie "Leoparden küsst man nicht", bei dem Katharine Hepburn und Cary Grant wortgewandt die Hauptrollen spielten. Diese Form der Beziehungskomödie zwischen Slapstick und Romantik, einem gleichberechtigten Agieren von Frauen und Männern, verbunden mit einem Happy-End, fand, neben einem großen Publikum, auch in neuer Zeit wieder LiebhaberInnen bei diversen RegisseurInnen, besonders bekannt dafür ist Woody Allen. Auch "Maggies Plan" orientiert sich an diesen Vorgaben und bekam dafür das Label Neo-Screwball-Komödie.

Miller kreiert für ihre Verstrickungen drei freundliche, emotional ungleiche Charaktere, deren Beziehungen zueinander sie im Laufe der Zeit hin und her wechseln lässt. Das Leben aller Beteiligter ändert sich, als Maggie, die gerade die Samenspende eines früheren Verehrers anwendet, trotzdem für John die Wohnungstür öffnet. Sie hatte John (Ethan Hawke), den verkannten Schriftsteller und Mann von Georgette, bereits einige Zeit vorher durch ihren Job an der Uni kennengelernt. Als hilfsbereite Single lektorierte sie seinen Romanentwurf und hörte sich die Geschichte seiner verkorksten Ehe an. Dies führte dann zu diesem abendlichen Besuch, der unweigerlich in einem Ausbruch der Leidenschaft samt Sex endete.

Dann spult der Film vor, drei Jahre sind vergangen, Maggie hat mit Lily eine kleine Tochter und ist mit John verheiratet. Sie plant den Ausstieg aus ihrer lahmen Ehe. Denn John zeigt nur noch Interesse für seine zukünftige Schriftstellerkarriere und so übernimmt Maggie auch noch seinen Anteil der Kinderversorgung aus seiner vorheriger Ehe. Als sie zufällig Georgette näher kennenlernt, gesteht ihr diese ihre große Liebe zu John und so entwerfen sie gemeinsam eine Strategie, um ihn wieder zu ihr zurückzubringen. Damit tritt Julianne Moore als elegante, exzentrische dänische Akademikerin in den Vordergrund und gibt das Gegenstück zur leisen, zuhörenden Maggie mit ihrem Planungswahn.

Kommunikation unter AkademikerInnen

Diese drei AkademikerInnen, sehr kommunikativ im Job, wie auch im Alltag, durchaus progressiv in ihren Einstellungen und später im stillen Einvernehmen als Patchwork-Familie lebend, schaffen es dennoch nicht, offen über ihre intimen Gefühle zu reden, geschweige denn, einander zuzuhören. Gespräche über alternative Lebensformen, wie dies in Vinterbergs 70er Jahre-Drama "Die Kommune" vorkommt, sind ihnen fern und waren auch für Maggies anfänglichen Kinderplan kein Thema, indem sie sich nur als glückliche alleinerziehende Mutter sah.

Es kommt, wie es kommen muss und John gesteht Maggie zerknirscht seinen Bruch des monogamen Ehegebots. Als Maggie jedoch ihre Freude darüber kaum verbergen kann, kommt er langsam hinter die Zusammenarbeit der beiden Frauen. Hier eilt der Film leider bereits seinem Ende zu und hätte doch noch ein paar spritzige Dialoge, samt Irrungen und Wirrungen zwischen Begehren, Liebe und Loyalität vertragen.

AVIVA-Tipp: Eine unterhaltsame, leichte Screwball-Komödie, die auch über ihre hervorragende Besetzung an Attraktivität gewinnt. Im Spiegel herkömmlicher Zweierbeziehungen bleibend, werden diese zwar immer wieder in Frage gestellt, schweben aber letztendlich doch als romantisches Ideal über den etwas biederen Charakteren.

Zur Regisseurin: Rebecca Miller, 1962 als Tochter der Fotografin Inge Morath und des Schriftstellers Arthur Miller in Roxbury, Connecticut, geboren, arbeitet auch als Bildhauerin, Schriftstellerin und Malerin. Ihre Karriere als Schauspielerin begann sie 1989 mit dem Spielfilm "Georg Elser - Einer aus Deutschland" unter der Regie von Klaus Maria Brandauer. Sie führte bis heute bei fünf Spielfilmen Regie und schrieb dazu das Drehbuch, wie auch für "Pippa Lee" (2009) mit Robin Wright in der Hauptrolle.

Hauptdarstellerin Greta Gerwig, 1983 in Kalifornien geboren, arbeitet als Drehbuchautorin, Filmregisseurin und Schauspielerin. Neben dem Studium der Philosophie und Englisch begann sie Theaterstücke zu schreiben und schloss sich der US-Amerikanischen Mumblecore-Bewegung an, die einen eigenen Filmstil prägte. Dort gab sie mit der Tragikomödie "LOL" 2006 ihr Spielfilmdebüt und war auf der Berlinale 2010 in dem Independentfilm "Greenberg" zu sehen. Gefeiert wurde sie 2012 für ihre Hauptrolle im Film "Frances Ha", für den sie auch als Co-Autorin schrieb, im gleichen Jahr spielte sie für Woody Allen in "To Rome with Love".

Julianne Moore, 1960 in North Carolina geboren, wirkte bereits in mehr als sechzig Filmen mit und spielt auch Theater. Sie wurde bereits fünf Mal für den Oscar nominiert und erhielt ihn 2015 erstmals als Beste Hauptdarstellerin für "Still Alice - Mein Leben ohne Gestern". Für "Freeheld - jede Liebe ist gleich" stand sie 2015 mit Ellen Page vor der Kamera, mit Rebecca Miller arbeitete sie in einer Nebenrolle in "Pippa Lee" bereits zusammen.

Rachael Horovitz, Produzentin, 1961 geboren als Tochter des Drehbuchautoren Israel Horovitz und der Malerin Doris Keefe, war über viele Jahre als leitende Produktionsmanagerin tätig und gewann als Produzentin mit ihren Filmen mehrere Auszeichnungen. Ihr Bruder Adam Horovitz, Gitarrist der Beastie Boys, ist für die Musikgestaltung von "Maggies Plan" verantwortlich.

Sabine Hoffmann, Schnitt, ist seit über zwanzig Jahren Cutterin für Independent-Spielfilme, hat in Berlin Philosophie und Theaterwissenschaften studiert. Nun lebt und arbeitet sie in New York und ist auch als Story-Beraterin und Lehrbeauftragte an der Columbia University tätig. Für Rebecca Miller ist sie auch für den Schnitt bei "Pippa Lee" verantwortlich.

(Quelle: Verleihinformationen)

Maggies Plan
USA / UK 2015
Buch und Regie: Rebecca Miller
DarstellerInnen: Greta Gerwig, Julianne Moore, Ethan Hawke, Maya Rudolph, u.a.
Verleih: MFA
Lauflänge: 98 Minuten
Kinostart: 04.08.2016

Mehr Infos zum Film und der Trailer unter:
maggiesplan.mfa-film.de

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Freeheld. Jede Liebe ist gleich. Die Liebesgeschichte mit Julianne Moore und Ellen Page basiert auf einer wahren Geschichte. Die an Krebs erkrankte Polizistin Laurel Hester wird zur politischen Aktivistin, als ihrer Lebensgefährtin Stacie Andree der Anspruch auf Hinterbliebenenversorgung verwehrt wird. (2016)

Still Alice - Mein Leben ohne Gestern. Dass die Hauptdarstellerin Julianne Moore heißt, ist fast ein Garant dafür, dass dieser Film unter die Haut geht. Denn Moore verkörpert ihre Rollen so eindringlich wie kaum eine andere. In diesem Fall sorgt außerdem das Thema dafür, dass niemand den Kinosaal ungerührt verlässt. (2015)

Pippa Lee - Ein Film von Rebecca Miller. Nach ihrem Bestseller "The private lives of Pippa Lee" hat Autorin Rebecca Miller das Drehbuch zum Film verfasst und dabei Regie geführt. Mit einem hochkarätigen Ensemble in schrulligen Nebenrollen, hat sie die Geschichte einer Frau inszeniert, die auf ihr fast ganz normales Leben zurückblickt. In "Pippa Lee" beweist Robin Wright Penn Hollywood wieder einmal, wie attraktiv eine Schauspielerin sein kann, wenn sie die 40 überschritten hat. (2010)

Als sie seine Schuhe sah, wusste sie, dass sie ihren Mann verlassen würde – Erzählungen von Rebecca Miller. Rebecca Miller, Tochter des berühmten amerikanischen Dramatikers Arthur Miller und der bekannten Fotografin Inge Morath, ist mit ihrem literarischen Erstlingswerk "Als sie seine Schuhe sah, wusste sie, dass sie ihren Mann verlassen würde" (Originaltitel: "Personal Velocity") aus dem Schatten ihres Vaters herausgetreten. (2002)


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Beitrag vom 29.07.2016

Helga Egetenmeier